
Dialoge schreiben - wie du die direkte Rede richtig formatierst
Was haben ein schlechter Dialog und eine verwirrende Gebrauchsanweisung gemeinsam?
Beide sorgen für Frust, statt zu begeistern.
Also lass uns klären, wie du Dialoge so formatierst, dass deine Leser*innen nicht die Nerven verlieren und immer genau wissen, wer da gerade quatscht.
Die lieben Anführungszeichen
Die Anführungszeichen rahmen eine direkte Rede ein. Sie stehen vor dem ersten Buchstaben des ersten Wortes der direkten Rede - kein Freizeichen dazwischen! – und sie stehen am Ende ... mal mit, mal ohne Punkt oder anderem Satzzeichen. dazu später mehr.
Aber da gibt es noch was zu klären, bevor es rund geht
Im deutschsprachigen Raum tanzen uns die Anführungszeichen auf der Nase herum, wenn wir nicht wissen, was los ist. Darum hier zur Klärung:
Deutschland: „Gänsefüßchen am Anfang unten, am Ende oben“ („...“)
Österreich: „Gänsefüßchen am Anfang oben, am Ende oben“ ("") - so auch in vielen anderen Sprachen (ENGLISCH! Darum auch bei vielen voreingestellten digitalen Anwendungen)
Schweiz: <<Französische Guillemet jeweils mit dem offenen Ende zum Text hin>> (<<... >>)
Überlege dir, für welche Zielgruppe du schreibst, und entscheide dich für einen Stil. Aber bitte bleib dabei! Ein wilder Wechsel zwischen Anführungszeichen ist ungefähr so charmant wie Chipskrümel im Bett.
Beispiel Deutschland: „Müssen wir wirklich hier bleiben?“, fragte sie und blickte sich nervös um.
Beispiel Schweiz: <<Müssen wir wirklich hier bleiben?>>, fragte sie und blickte sich nervös um.
Neue Zeile oder nicht?
Manchmal sieht es einfach aus wie Kraut und Rüben, wenn irgendwo im Text jemand anfängt zu reden. Wie kann man damit aufräumen?
Die Faustregel: Wechsel der Sprecher*innen = neue Zeile.
Warum? Weil es ästhetisch ansprechend ist und den Dialog für die Leser*innen leichter macht.
Beispiel:
„Was machen wir jetzt?“, fragte Anna.
„Wir warten“, sagte Ben.
„Das ist doch Wahnsinn!“
„Vielleicht. Aber es ist unsere einzige Chance.“
Wenn eine Figur mehrere Sätze spricht, die keine neue Handlung unterbrechen, bleibst du in derselben Zeile:
Beispiel:
„Ich kann das nicht glauben“, sagte sie und schüttelte den Kopf. „Warum hast du nichts gesagt?“
Da gibt´s aber doch Ausnahmen, oder?
Eingeschobene Erzählerinnenstimme
Wenn du beschreibst, wie etwas gesagt wird, bleibt der Dialog in der gleichen Zeile, aber du unterbrichst ihn sinnvoll:
Beispiel:
„Das ist doch –“ Ben zögerte, „wahnsinnig riskant.“
Längere Monologe
Wenn eine Figur eine längere Rede hält, die mehrere Absätze umfasst, gelten diese Regeln:
Setze am Anfang jedes Absatzes ein Öffnungszeichen der Anführungszeichen.
Schließ die Anführungszeichen erst am Ende der Rede.
Beispiel:
„Ich möchte euch etwas erzählen“, begann sie. „Es war vor vielen Jahren, als ich zum ersten Mal den Wald betrat.
„Die Bäume waren so hoch, dass sie den Himmel verdeckten. Es war, als wäre ich in einer anderen Welt.
„Und dann passierte es …“
Ehrlich? Ich finde diese Regeln wenig hilfreich und halte mich nicht daran. 🤭
Immer diese Kommata! Wie setzt man sie denn jetzt richtig?
Ich kenne kaum jemanden, der wirklich weiß, wie man die Kommata und Punkte in Dialogen richtig setzt. Das ändern wir jetzt sofort!
Steht ein Begleitsatz (sagte er/ sie sagte) nach der direkten Rede, wird ein Komma außerhalb der Anführungszeichen gesetzt, ohne Freizeichen. Es signalisiert, dass der Satz weitergeht.
Richtig: „Das ist nicht wahr“, sagte sie.
Falsch: „Das ist nicht wahr.“ sagte sie.
Wenn Du aber ein Ausrufezeichen oder Fragezeichen in der direkten Rede setzen willst, dann kommt dieses vor das Anführungszeichen, dahinter bleibt die Regeln mit dem Komma trotzdem bestehen.
Richtig: „Das ist nicht wahr!“, rief sie. „Das ist nicht wahr?“, fragte sie.
Falsch: „Das ist nicht wahr“!, rief sie. „Das ist nicht wahr“?, fragte sie.
Wenn kein Begleitsatz folgt, bleibt das Satzzeichen innerhalb der Anführungszeichen.
Richtig: „Das ist unglaublich!“ - „Meinst du das ernst?“ - „Darauf lasse ich mich nicht ein.“
Steht der Begleitsatz vor der direkten Rede, folgt nach ihm ein Doppelpunkt.
Beispiel: Er sagte: „Das ist unmöglich!“ Sie fragte: „Glaubst du das wirklich?“
Alles verstanden?
Wenn jetzt noch was unklar ist, dann schau doch mal bei Lehrerschmidt. Der erklärt es noch mal so, dass es jede versteht.
Wer spricht denn da? Wie du die Sprecherin deutlich machst
Es ist super ärgerlich, wenn in deinem Text nicht deutlich wird, wer hier eigentlich gerade spricht. Das darf nicht passieren. Zum Glück gibt es dafür verschiedene Möglichkeiten:
Redebegleitsätze:
Klassische Begleitsätze wie „, sagte sie“ oder „, fragte er“ helfen, den Überblick zu behalten.
Zwei Figuren reden nacheinander:
Wenn immer nur zwei Figuren im Gespräch sind, kannst du einige Begleitsätze weglassen – der Wechsel macht es oft deutlich.
Bewegungen oder Handlungen der sprechenden Figur aufzeigen:
Kleine Handlungen oder Mimik helfen, die Sprechenden zu identifizieren.
Beispiel: Anna schüttelte den Kopf. „Ich kann das nicht glauben.“
Ben zuckte mit den Schultern. „So ist es nun mal.“
‼️ Aber Achtung: Wenn die in Handlung oder Bewegung gezeigte Figur sich von der unterscheidet, die als letztes gesprochen hat bekommt sie eine neue Zeile. Wenn es dieselbe Figur ist, die gerade in der direkten Rede das Wort hatte: gleiche Zeile‼️
Unterschiedliche Sprachmuster nutzen:
Jede Figur sollte eine eigene Art zu sprechen haben. Dialekt (lieber weniger als mehr!), Satzbau oder Lieblingswörter helfen dabei.
Blickkontakt und Reaktionen einbauen:
Figuren können sich gegenseitig ansehen, reagieren oder sich bewegen, um die Sprecherstruktur klarzumachen.
Fazit
Dialoge sind ein supergeiles Stilmittel für deine Texte. Darum solltest du sie immer mal wieder einsetzen.
Mit den richtigen Anführungszeichen, klarer Formatierung und gut gesetzten Erzählhinweisen fühlen sich deine Leser*innen in den Dialogen gut orientiert. Kann also nichts mehr schief gehen.
Praxistipp
Übe das Schreiben von Dialogen, indem du deine Figuren immer mal wieder zu Wort kommen lässt.
Achte dabei auf eine geschickte Gestaltung der Sprecherwechsel. Und denk daran: Je klarer die Formatierung, desto mehr Spaß macht das Lesen!
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