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Prolog oder nicht Prolog - Das ist hier die Frage!

Ah, der Prolog – geliebt, gehasst, oft missverstanden.

 

Kein anderes Kapitel eines Romans wird so häufig hinterfragt, zerlegt und von Leser:innen genervt übersprungen.

 

Dabei könnte der Prolog doch so ein glamouröser Einstieg sein, eine Art roter Teppich für die Geschichte.

 

Aber braucht dein Roman wirklich einen? Oder ist der Prolog nur ein prätentiöser Auftritt, bevor die eigentliche Party beginnt?

 

Zeit, die Sache mal gründlich auseinanderzunehmen.

Was ist eigentlich ein Prolog – und was soll der?

Der Prolog ist sozusagen das „Intro“ eines Romans. Es ist eine Szene, die oft außerhalb der eigentlichen Handlung liegt – zeitlich, räumlich oder thematisch.

 

Er soll

• Die Lesenden ködern:

Ein mysteriöser Mord? Eine Prophezeiung? Ein Paukenschlag? Prologe geben gern Rätsel auf.

 

• Hintergrundinfos liefern:

Warum der Bösewicht so böse ist, wie die Weltordnung funktioniert oder warum der Mond blau leuchtet.

 

• Spannung aufbauen:

Oft zeigt ein Prolog, was auf dem Spiel steht – ohne gleich zu spoilern.

 

Kurz gesagt: Der Prolog ist die Bühne für alles, was wichtig, aber zu sperrig ist, um ins erste Kapitel zu passen. Bevor man jetzt sofort einen Prolog schreibt, darf man sich ganz leise mal die Frage stellen, ob etwas, das zu sperrig für ein Kapitel ist, überhaupt ins Buch soll ... just saying. 

Prolog – früher vs. heute

Früher war der Prolog eine große Nummer.

 

In der Antike eröffnete er Dramen und legte den philosophischen Unterbau fest.

 

Shakespeare? Der hat das Ding gerockt. Prologe waren wie der schlaue Typ auf der Party, der dir erstmal erklärt, worum es überhaupt geht.

 

Heute hingegen haben Prologe einen durchwachsenen Ruf. Viele Leser:innen skippen sie einfach. (“Ist doch eh nur Vorgelaber.”) Oder schlimmer: Sie denken, es ist das erste Kapitel – und dann kommt im echten ersten Kapitel plötzlich eine neue Zeit, neue Figuren und sie sind komplett verwirrt.

Pro und Contra: Solltest du einen Prolog schreiben?

Pro-Prolog: Warum ein Prolog geil sein kann

 

1. Sofortiger Einstieg in die Action:

Dein Protagonist schlurft im ersten Kapitel noch in Jogginghose herum? Kein Problem, der Prolog zeigt schon mal die Explosion, die alles ändert.

 

2. Atmosphäre und Weltaufbau:

In Fantasy- und Sci-Fi-Romanen bietet der Prolog oft einen Einblick in die magische Welt oder eine wichtige Vorgeschichte.

 

3. Mysteriöse Hook:

Ein guter Prolog wirft Fragen auf, die der Leser unbedingt beantwortet haben will. (Hallo, Thriller!)

 

Contra-Prolog: Warum er oft nervt

 

1. Fühlt sich wie Hausaufgaben an:

Erklärt dein Prolog komplizierte Historien oder Worldbuilding, bevor der Leser überhaupt emotional involviert ist? Schnarch.

 

2. Verwirrung pur:

Wenn Leser:innen nicht kapieren, dass der Prolog abgeschlossen ist, bevor die Handlung startet, bist du schuld an ihrem Stirnrunzeln.

 

3. Der Spoiler-Prolog:

Willst du wirklich die Hälfte deiner Spannung verpulvern, bevor die eigentliche Handlung beginnt?

Wo sind Prologe beliebt? Wo eher nicht?

Beliebt:

 

• Fantasy und Science-Fiction:

Epische Welten brauchen oft epische Einstiege. Prologe sind hier wie Landkarten für die Leser:innen, die zeigen, wo’s langgeht.

 

• Thriller und Krimis:

Ein blutiger Mord, ein düsterer Monolog des Täters – klar, wir sind hooked.

Selten:

 

• Romantische Komödien:

„Es war einmal ein gebrochenes Herz“? Eher unwahrscheinlich. Leser:innen wollen die Figuren kennenlernen, nicht die Exposition ihrer Liebesleiden.

 

• Literarische Romane:

Der Prolog hat es hier schwer, weil oft alles subtil, introspektiv und kunstvoll beginnt.

Welche Romane haben Prologe? Welche nicht?

Mit Prolog:

• „Der Name der Rose“ von Umberto Eco: Der Prolog erklärt die Entstehung des Manuskripts – aber wer ihn liest, ist vielleicht schon wieder eingeschlafen.

 

• „Ein Lied von Eis und Feuer“ (Game of Thrones) von George R. R. Martin: Hier bereitet der Prolog die Bühne für die Weißen Wanderer. Nice!

 

• „The Da Vinci Code“ von Dan Brown: Mord im Louvre? Prolog par excellence.

 

Ohne Prolog:

• „Pride and Prejudice“ von Jane Austen: Kein Schnickschnack, direkt rein ins Drama.

 

• „Die Verwandlung“ von Franz Kafka: „Gregor Samsa erwachte eines Morgens…“ – das braucht keinen Prolog.

 

• „Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald: Der Erzähler erzählt einfach. Punkt.

Warum schreiben heute so viele Autor:innen Prologe?

Weil es cool klingt?

Vielleicht.

Oder weil sie Angst haben, Leser:innen zu verlieren, bevor es spannend wird.

 

Prologe sind oft ein Sicherheitsnetz: “Wenn ich im ersten Kapitel langsam starte, kann ich wenigstens vorher was Knalliges einbauen.”

 

Aber Achtung: Wenn dein Prolog mehr wie ein erstes Kapitel aussieht, hast du ein Problem. Welches? Du hast über ein Kapitel "Prolog" drübergetippt, obwohl es gar keiner ist. Das lass lieber sein. 

Fazit: Brauchst du einen Prolog?

• Frag dich:

„Was macht mein Prolog besser als ein erstes Kapitel?“

Wenn die Antwort lautet: „Er ist kürzer als der Rest des Buches“, dann streich ihn.

 

• Überlege:

„Kann ich die Infos des Prologs organisch in die Geschichte einflechten?“

Wenn ja, tu es.

 

• Und denk daran:

Die Leser:innen sind keine Geschichtsstudent:innen.

Wenn dein Prolog sich wie ein Vortrag anfühlt, bist du auf dem falschen Weg.

 

Falls du unsicher bist, ob dein Prolog eine gute Idee ist, hilft eins: Mut zur Lücke! Schreib das erste Kapitel, als wäre es das einzige, was zählt.

 

Und falls du deinen kreativen Motor dafür anwerfen willst, probier doch mein Buch „Auf die Lücke, fertig, los!“ aus – 52 Schreib-Workouts für neue Ideen, ohne Prolog-Stress. 😊

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