Mediation für Künstler

...Künstler, Agenten, Galeristen, Kuratoren...

Der Katalog ist fertig, die ersten Objekte stehen in der Ausstellungshalle, aber die Künstlerin ist  ungehalten, unzufrieden, unausstehlich. Sie findet: Die Skulptur muss einen Millimeter nach rechts, das Licht braucht mehr Weißanteile und bei der Vernissage dürfen keinesfalls Schnittchen verspeist werden. "Das kontakariert meine Arbeit."

 

Der Kurator ist mit den Nerven am Ende. Der Pressefotograf kommt gleich, das lokale Fernsehen muss noch unbedingt ein Interview mit der Künstlerin machen. Und bis jetzt gab es immer Schnittchen zur Ausstellungseröffnung! 

 

Zeitdruck. Leistungsdruck. Stress. 

Die Künstlerin kann es nicht ertragen, wenn  ihre Arbeit nicht so präsentiert wird, wie sie sich das vorstellt. Schließlich hat sie jahrelang an ihrem Werk gearbeitet. Der Kurator ist in Not. Die Zeit rennt ihm davon. Und dabei wollen sie doch alle das gleiche: Eine gelungene Ausstellung, begeisterte Kunstfreunde, und eine fulminante Presse. 

 

Eine Freundin weiß Rat. Sie kennt eine Mediatorin, die sich genau auf solche Fälle spezialisiert hat. Und zum Glück: Kurator und Künstlerin sind einverstanden. Also nehmen die beiden sich zwei Stunden Zeit und setzen sich mit der Mediatorin zusammen.

 

Die Fachfrau kümmert sich darum, dass die Emotionen den Platz bekommen, den sie brauchen, dass Bedürfnisse nicht übergangen werden und dass das Gespräch von Anfang an in die richtige Richtung läuft: Auf das gemeinsame Ziel zu. Und schon bald ist klar: So weit auseinander driften die Vorstellungen der beiden gar nicht! 

 

Drei Tage später ist es soweit: Die Vernissage findet satt wie geplant. Für die Skulptur wurde ein neues Sockel gefunden, ein Leuchtmittel wurde ausgetauscht, statt Schnittchen gibt es frisches Obst, und genug Zeit für das Interview hat sich auch noch gefunden. Im Lokalfunk erfährt der Kurator, dass die Künstlerin dem Museum eines ihrer Werke stiftet will, weil die Zusammenarbeit ungewöhnlich aufregend gelaufen ist.